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Katja Zander, Malerin

„Die Welt in ihrer Unschärfe so genau wie möglich.“

Vor unseren Augen löst die Realität sich auf. Unschärfe ist das zentrale Thema in Katja Zanders fiktiven Gruppenporträts.

In dynamischen Farbschlieren machen wir eine Ansammlung von Menschen aus. Sie stehen still beieinander, doch wir scheinen uns an ihnen vorbei zu bewegen. Wie aus einem fahrenden Auto heraus schauen wir auf die Szene, während die Stadt an uns vorbei rauscht. Katja Zanders Ölgemälde machen Geschwindigkeit erlebbar und urbane Begegnungen, die nur einen Wimpernschlag lang dauern.

Ein sekundenlanger Gesprächsfetzen, im Vorbeigehen aufgeschnappt, kann im Kopf ganze Geschichten entstehen lassen und Fragen nach dem Wer, Wohin und Warum stellen sich. Katja Zanders Arbeiten sind die bildgewordene Version dieser Augenblicke. Dadurch, dass die Künstlerin sie für immer einfängt, können wir die Flüchtigkeit der Momente wieder und wieder erleben. Dabei bleiben sie stets dynamisch, werden nicht statisch eingefroren. Denn bei der nächsten Begegnung werden auch wir nicht mehr dieselben sein, ganz nach Heraklits Prinzip des Panta rhei. „Niemand steigt zweimal in denselben Fluss.“, so seine berühmte Veranschaulichung dieses Gedankens. Wenn Katja Zander als Werktitel präzise Ort- und Zeitangaben macht, bietet sie uns einen vermeintlichen festen Anker im steten Fluss allen Seins an.

Doch bei genauem Hinsehen stellt sich heraus, dass die Werke mehrere Zeitpunkte in sich vereinen. Katja Zander besucht denselben Ort stets mehrfach, schichtet die Momentaufnahmen präzise übereinander und damit auch die Menschen, die sich dort zu unterschiedlichen Zeiten aufgehalten haben. In dieser konstruierten Gleichzeitigkeit entstehen fiktive Gruppenzusammenstellungen und sich verändernde zwischenmenschliche Dynamiken. Sie sind es, die Katja Zander besonders faszinieren und die sie detailliert beobachtet. Wie ist die Rolle jeder einzelnen Person? Wie verändern ihre Haltung, Bewegung und Präsenz die gesamte Gruppe? Zugleich inspiriert sie dabei die Frage: Was wäre, wenn wir zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort gewesen wären?

Katja Zander führt uns dabei auch unsere eigene Rastlosigkeit vor Augen. „Hektik und Ruhe liegen in der Unschärfe nah beieinander und die Antwort nach der Herkunft findet sich eventuell beim Betrachter.“, so die Künstlerin. Doch nur, wenn wir es schaffen, uns genau zu fokussieren, erschließen sich die abstrahierten Szenen. So zwingen Katja Zanders Bilder uns durch ihre eigene Bewegtheit unweigerlich in einen Zustand der Ruhe.

Katja Zander hat an der Alanus Hochschule in Alfter/Bonn Freie Malerei studiert. Sie lebt und arbeitet in Siegburg. Ihre Werke sind regelmäßig in Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen und wurden bereits mit diversen Kunstpreisen ausgezeichnet, so zum Beispiel mit dem Valentine Rothe Kunstpreis des Bonner Frauenmuseums.

Katja Zander, Malerin

2023

Gewinnerin des Gabriele Vossebein-Preises

Gewinnerin des Erna Suhrborg-Preises

Finalisten-Ausstellung zum Erna Suhrborg Preis, Museum Wesel

Mitglied des BBK Köln

2022

außergewöhnlich, Gruppenausstellung, Frauenmuseum Bonn

Kuboshow, Flottmann-Hallen, Herne

Schwarz, Gruppenausstellung, Künstlergruppe SEVEN, Kunstforum Bonn

Galerie Foyer, Einzelausstellung, Brotfabrik Bonn

2021

Zwischenspiel, zu Gast im Kunstmuseum Bonn, Einzelprojekt

Atelier 223, Einzelausstellung, Bonn

2020

instinktiv, Gruppenausstellung, Fabrik 45 Bonn

2019

wieder und wieder, Gruppenausstellung, Künstlergruppe SEVEN, Haus an der Redoute, Bonn

2018

vorübergehend, Einzelausstellung, Galerie Unterhammer, Trippstadt

2017

Projekt Frieden, Gruppenausstellung, Galerie Gersten, Stuttgart

2016

Mitglied der Bonner Kunstgruppe SEVEN

Jäger der Zeit, Einzelausstellung, Gärtnerhaus Bonn

2015

Valentine Rothe Kunstpreis, Frauenmuseum Bonn

Jurypreis, Kunstforum '99

neue Bahnen, Gruppenausstellung, GEDOK Bonn, Leipzig, Dresden

2014

Fachbeirat der GEDOK Bonn

2013

Mitglied der GEDOK Bonn

2008

Studium der Freien Malerei, Alanus Kunsthochschule Alfter/Bonn

1984

geboren in Thüringen

Katja Zander, Malerin

Was war dein Berufswunsch als Kind?

Ich erinnere mich daran gerne Höhlen gebaut zu haben. Komplett eingerichtet und selbst verkleidet konnte ich so stundenlang in eine andere Welt abtauchen. Ich glaube, an Arbeit habe ich dabei nicht gedacht. Später auf dem Weg ins Erwachsenwerden fand ich alles interessant und erstrebenswert, was möglichst weit aus der Norm fiel. Die Psychologie hat mich immer sehr interessiert.

 

Wie sieht für dich ein gelungener Arbeitstag aus?

Mein Arbeitstag beginnt um 6:30 Uhr. Um ihn wirklich perfekt zu machen, würde ich die Zeit um 1 Stündchen nach hinten verschieben. Andererseits liebe ich die 30 min. allein am Morgen. Der erste Kaffee, Frühstück vorbereiten, Hund versorgen usw. . Auf dem Weg ins Atelier, setze ich meinen Sohn an der Schule ab. Die nächsten 6 Stunden gehören der Kunst. Ich setze Werkreihen fort, experimentiere, recherchiere usw., um das zu perfektionieren würde ich das Atelier ans Meer umziehen lassen um zwischendurch den Wellen zu lauschen. Ein perfekter Tag wäre entschleunigt, bewusst und abwechslungsreich und wäre mitbestimmt von meinem Sohn und Mann.

 

Und ein gelungener Tag ganz ohne Arbeit?

Ich würde malen und zeichnen und bauen und lesen und essen und das alles am liebsten bei Sonnenschein.

 

Wenn du eine Figur in einem berühmten Gemälde wärst, wer wärst du dann?

Die Figur „der Wanderer über dem Nebelmeer“ weckt in mir den Wunsch am selben Ort zu stehen. Nach einer langen Wanderung erfolgreich am Ziel angekommen. Innehalten, Ruhe, ganz bei sich. Aber das wäre nur der Blick des Betrachters und vielleicht muss die Antwort deshalb doch etwas komplexer sein. C.D. Friedrich war doch ziemlich einsiedlerisch und selten auf Reisen. Wenn man den Worten glauben darf, dass jeder Künstler sich selbst malt, wäre ich also lieber die Person (vielleicht ein Fischer) im kleinen Boot im Bild "Impression, Sonnenaufgang" von Claude Monet.

 

Was ist deine größte Inspirationsquelle?

Der Mensch und die Gegenwart. Ich beobachte uns Menschen sehr gern. Hinterfrage was und warum uns zu unterschiedlichen Zeiten wichtig erscheint. Unsere Bewegung innerhalb von Gruppen. Selbst und Fremdbild. Prioritäten.

 

Berge oder Meer?

Meer. Wegen der unendlichen Tiefe, dem Geräusch des Wassers und der Wale.

 

Was wäre der Titel deiner Autobiographie?

Auf dem Weg.

 

Was hast du immer im Kühlschrank?

Tomaten.

 

Welche schlechte Angewohnheit würdest du gerne loswerden?

Meine Sucht nach Schokolade.

 

Was machst du als erstes nach dem Aufstehen?

Ich mache die Kaffeemaschine an.

 

Welche Musik macht dich nostalgisch?

"Streets of London" von Ralph McTell.

 

Welche Aufgabe im Leben würdest du gerne abgeben?

Kochen.

 

Sprichst du einen Dialekt?

Ich komme ursprünglich aus Thüringen und mein Mann sagt mir nach beim Fluchen in den Dialekt zu fallen. Wobei ich mich bemühe das zu verhindern 😉

 

Was löst bei dir immer wieder aufs Neue Begeisterung aus?

Der Anblick von Walen.

 

Was liest du gerade?

"Alle Zeit der Welt" von Thomas Girst.

 

Was ist der nützlichste Gegenstand, den du besitzt?

Mein Haarband.

Katja Zander, Malerin
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