Dirk Schmitt - Wanderlust @ 30works

Eröffnung: 27. Januar 2019, 12:00 Uhr
Laudatio: Christoph Kuckelkorn

Mit Dirk Schmitt präsentiert die 30works-Galerie einen realistischen Künstler, der durch die zeitgenössische Interpretation klassischer Bildmotive neue Seherfahrungen schafft.

Das Wandern ist des Müllers Lust. Seit seiner Entwicklung im 19. Jahrhundert ist es fast
etwas wie heimisches Kulturgut geworden und immer wieder auch Motiv der Bildkunst.
Der Kölner Maler Dirk Schmitt hat sich in seinen neuesten Arbeiten dem Thema gewidmet
und beweist dabei ein weiteres Mal die Einzigartigkeit seines Werks: Die Gegenwart mit
der Kunst vergangener Epochen zu verknüpfen und dadurch eine völlig neue
Wahrnehmungsqualität zu erzeugen.

Spontanität vs. GPS
In der Romantik von Künstlern, Dichtern und Denkern mit dem Wunsch nach
Naturverbundenheit und Selbsterkenntnis gepflegt, wird das Wandern heute von allen
Alters- und Bildungsschichten betrieben. Schmitt, inspiriert von Wanderbildern der
letzten Jahrhunderte, suchte nach einer zeitgemäßen Darstellung des Themas. Seine
daraus entstandenen Arbeiten legen den Fokus dabei auf junge Menschen, die das
Wandern nach eigenen Kriterien für sich interpretieren: Ihrem romantischen Vorgänger
„Über dem Nebenmeer“ von Caspar David Friedrich gleich, erscheinen sie von uns
abgewandt, nahe am Abgrund, die Gipfel der umliegenden Berge am Horizont. Die
Melancholie, die in den alten Gemälden mitschwingt, ist hier einer noch kindlichen
Unbeschwertheit gewichen. So mancher, mit GPS und Hightech-Kleidung ausgestatteten
„Bewanderter“ wird bei dem Anblick von nackten Füßen, luftiger Alltagskleidung und
fehlender Verpflegung erblassen (ob vor Entsetzen oder Neid sei dahingestellt). Doch
offenbaren genau diese Wander-No gos das Privileg, das der Jugend zu jeder Zeit eigen
war und ist: Spontanität, Unvoreingenommenheit, Entdeckerlust. Die eigene Nase ist ihr
Tourenguide, Neugier das Proviant, der eingeschlagene Weg Freiheit pur, ohne die
Erwartung, darauf sich selbst oder dem Sinn des Lebens zu begegnen.

Konkret erfolgreich
Dabei zeigt der Maler auch hier seinen unverwechselbaren Stil, der ihm seit Beginn seiner
Karriere zahlreiche nationale und internationale Ausstellungen und Vertretungen in
öffentlichen wie privaten Sammlungen eingebracht hat.
Von vorneherein dem Gegenständlichen verpflichtet, setzt der
frühere Meisterschüler von Prof. Dieter Kraemer bis heute (selbst)bewusst auf alte
Maltechniken und -stile.
Mit seinen in niederländisch-barocker Manier ausgeführten Stillleben oder seiner Serie
von Porträts, welche die Dargestellten in die lange, kunsthistorische Tradition der

Rückansichten einreiht, hat er sich mittlerweile als feste Größe der Kunstwelt etabliert.
Wenn ihn auch die technische Perfektion seiner Vorgänger reizt und für ihn diese „Kunst,
die auch nach Kunst aussieht“ bedeutsamer ist, als der spektakuläre, aber schnell
verblassende Geniestreich, geht es Schmitt doch um weit mehr, als sein Können an dem
der Alten Meister zu messen. Mit der Isolierung von klassischen Bildelementen – die
einzelne, schon leicht verdorbene Frucht, die nun ganz für sich stehende Rückenfigur –
gelingt Schmitt die Realisierung des Paradoxons von „Weniger ist Mehr“. Die Gestalt in
Rückansicht, in der Kunst rein funktional als anonyme Blicklenkerin auf das eigentliche
Bildthema eingesetzt, wird durch die Reduktion auf sich selbst zum vollkommenen Abbild
der gezeigten Person. Denn die Abgewandtheit vom Betrachter und der dadurch
ausbleibende Blickkontakt suggerieren einen Moment des Unbeobachtet-Seins, der erst
den ganz unverstellten Blick auf den Porträtierten ermöglicht. Mit dieser Unmittel-barkeit,
gepaart mit einer bis ins Detail realistischen Wiedergabe, erzeugt Schmitt in seinen
Bildern ein Sinnerleben, das über das rein Optische weit hinausgeht.
So liefern auch Schmitts neueste Arbeiten den Ruf der Berge gleich mit: die frische Luft,
die den jungen Wanderern über die Haut streift, das knirschende Geräusch ihrer Schritte.
Dazu der auffordernde Blick der sich (dann doch) umwendenden Gipfelstürmerin: Die
Ausstellung bei 30works zeigt WANDERLUST nicht nur – sie macht sie auch. Schuhe an,
Rucksack an, und los!

Was den Laudator Christoph Kuckelkorn, seines Zeichens Bestatter und Präsidnet des
Kölner Festkommitees, mit der WANDERLUST verbindet, wird zur Vernissage enträtselt.

Dirk Schmitt – Wanderlust @ 30works
Eröffnung: 27.01.2019, 12:00 Uhr
Ausstellung 27.01. bis 09.02.2019
Öffnungszeiten: Di - Sa 12-19 Uhr

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