Kilders & Seyd @ 30works

Vernissagen: Freitag, den 4. und Samstag, den 5. September 2020

Zum Auftakt der Herbstsaison geht 30works mit einer Premiere im Doppelformat an den Start. Mit Mo Kilders und Fabian Seyd präsentieren wir zwei Neuzugänge in einer Duoausstellung.

Auratische Orte: Die Bildwelten von Mo Kilders

Die Bildwelten von Mo Kilders zeigen Menschen bei Aktivitäten an spezifischen, konnotativ besetzten Orten. Sie ähneln Momentaufnahmen, wo die Magie des Augenblicks, die Flüchtigkeit einer Bewegung gebannt scheint und das Transitorische für den Betrachter erfassbar gemacht wird. Spaziergänger am Strand, Schwimmerinnen im Pool oder Street-Basketballer inmitten quirliger Urbanität – das Geschehen auf der Leinwand wird zu einem Erlebnis, das gleichsam identitätsstiftend und voyeuristisch ist. Und nicht von ungefähr an ein Filmstill erinnert, wo die Protagonisten in ihrem Umfeld gefreezt scheinen und das plötzliche Verharren in einem nicht wiederholbaren Moment etwas sehr Fragiles, Intimes widerspiegelt.

Die Dynamik und Emotionalität, die Mo Kilders Werke transportieren, sind dabei ihrem eigenen Erleben geschuldet. Die Kölnerin beobachtet Menschen an atmosphärisch aufgeladenen Orten und erweist sich als Meisterin bei der Findung des richtigen Augenblicks, wenn sie ihre Motive und das Setting mit der Kamera einfängt. Im anschließenden malerischen Prozess verdichtet sie Raum und Zeit des Geschehens zu auratischen Gemälden, deren Anmutung immer ein wenig diffus bleibt. Das ist ihrem Prinzip der Dualität geschuldet: Dem Figurativen, Realistischen stellt sie Elemente von Fragmentierung, Deformation und Abstraktion gegenüber. Der naturalistischen Physis ihrer Menschendarstellungen begegnet sie mit virtuosen Spiegelungen, Schattenrissen und Unschärfen, die zu tragenden Bildelementen werden. Durch den Ausschnittcharakter, die implizite Mobilität sowie die Fixierung ihrer Figuren aus der Frontalen oder der Vertikalperspektive entsprechen ihre Werke weniger Porträts als modernen Genrebildern, die man als Substrat eines inszenierten Zufalls bezeichnen könnte. Und so bezeichnet sie ihre Malerei auch als „einen Prozess aus Steuerung und Raum für Zufall“.

 

Mo Kilders lebt und arbeitet in Köln. Sie studierte zunächst an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln, dann Germanistik und Textilgestaltung, um zunächst als Lehrerin tätig zu sein. 2003 nahm sie ihr Studium der Freien Kunst an der Kunstakademie Artefact auf, wo sie später ihren Mastertitel erwarb.

Ihre Werke wurden u.a. im Edith Stein Museum in Lubiniec/PL, in der BBK Düsseldorf und im Kunstraum Bad Honnef gezeigt.

Immer wieder anders: Der Universalgenrist Fabian Seyd

Fabian Seyd gehört zu den vielseitigsten und damit spannendsten Vertretern der jungen zeitgenössischen Malerei. Dabei ist der Berliner aber keinem durchgängigen Stil oder Genre zuzuordnen; vielmehr zitiert er klassische Sujets und Topoi der Kunstgeschichte und überträgt sie mit den Codices der Neuzeit ins Jetzt. Mal spürt er der Porträtmalerei italienischer und niederländischer Meister nach, mal Historien- und Schlachtenbildern. Dann sind es wieder die Fauvisten, die ihn inspirieren, oder Gerhard Richters fotorealistische Gemälde. Fabian Seyd nutzt bewährte Techniken, Bildformeln und Motivwelten verschiedenster Epochen, extrahiert die Kernessenzen, variiert und verfremdet - und übersetzt sie in zeitgemäße Variationen ihrer selbst. Sein Markenzeichen sind subtile, mitunter sogar radikale Irritationen. So sorgen Fragmentierungen, Ausmerzungen, Übercolorationen und andere Abstrahierungen für gezielte Störeffekte, die das vermeintlich Bewährte, Traditionelle aufbrechen. Und so den Bildtopos neu besetzen. Indem er die vordergründige Ästhetik des jeweiligen Genres bricht, eröffnet er Suggestionsräume. Was war schon da? Was kann man damit machen? Wie kann man die Kapitel der Kunstpraxis fortschreiben? Das sind die Fragen, die Fabian Seyd umtreiben und ihn animieren, aus Versatzstücken des Bekannten gänzlich neue Visionen zu erschaffen. Dabei sind es universelle Themen wie Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit, Schmerz und Tod, die er in seinen Werken zur Disposition stellt und uns so zur Verhandlung übergibt.

Für seine neue Werkreihe hat der Berliner sich von den Illustrationen des Franzosen Gustav Doré inspirieren lassen. Im Stil alter Holzschnitte und Radierungen erschafft er phantasmagorische Genre- und Landschaftsbilder, die zudem Anleihen bei deutschen Meistern wie Martin Schongauer und Albrecht Altdorfer sowie beim englischen Mystiker William Blake nehmen. Primär dem Realismus verhaftet, nimmt Fabian Seyd Anleihen beim Symbolismus und plädiert für eine Entschleunigung in der Malerei, die lieber auf das Profunde und Implizite als auf das affektiv Expressive setzt.

Kilders & Seyd @ 30works

Wegen der anhaltenden Corona-Bestimmungen werden wir die Vernissage auf zwei Abende splitten, um so eine zeitliche und räumliche Entzerrung zu ermöglichen. Wir freuen uns, Sie wahlweise am Freitag, den 4. September oder Samstag, den 5. September 2020, jeweils von 18:00 – 22:00 Uhr empfangen zu dürfen. Die Künstler werden an beiden Terminen anwesend sein und an einem Artist Talk mit Yorca Schmidt-Junker teilnehmen.

Ausstellung: 04.09.2020 - 19.09.2020

Mi-Sa 12-18 Uhr - coronoabedingt bitten wir um vorherige telefonische Terminvereinbarung. 

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