Something to say by AVone @ 30works

Eröffnung: 26.10.2018, 19:30 Uhr
Laudatio: Gérard Goodrow

Ein Seismograf der Gesellschaft, ein Meister des Material Mix`: 30works würdigt den New Yorker Pop Art Künstler AVone mit der vierten Einzelausstellung.

HBO, Nike und NBA zählen zu seinen Auftraggebern, seine Werke tauchen in Settings von Serien und Musikvideos ebenso auf wie auf internationalen Kunstmessen, in Museen und Privatsammlungen: AVone, aka Anthony Vasquez, ist über den Status des New Yorker Shooting Stars längst hinaus gewachsen und macht sich nun daran, die globale Kunstszene zu erobern. Seine Bilder sind beispiellose Materialschlachten aus Prints und Printprodukten, Headlines, Covergirls, Tags, Stencils, Graffiti, Tape, Typos, Cuts, Farbe, Rost. Überbordend wie ein barockes Gemälde, doch trotz der Üppigkeit genauestens konstruiert und detailreich inszeniert.

 

Vom Bad Boy zum A-Liga Artist

Dabei bot die Herkunft AVones alle Zutaten für die klassische Karriere eines Kriminellen: Aufgewachsen unter familiär wie sozial widrigen Bedingungen in Brooklyn, nutzte der Ausnahmekünstler schon früh die Stadt als Leinwand für seine Tags und Graffitis. Mit der Zahl der Gefängnisaufenthalte wegen illegalen Sprayens stieg jedoch auch die Aufmerksamkeit für seine Arbeiten, bis schließlich der Digital Art-Aktivist Evan Roth zu seinem Mentor wurde. Fortan drehte der Autodidakt den Spieß um und brachte die Stadt auf die Leinwand – mit raschem Erfolg.

 

Subtile Bildsprache

Bei allem Wandel: New York lässt den früheren Bad Boy nicht los. Die Stadt, die niemals schläft und allen verspricht, alles sein zu können, bleibt seine unerschöpfliche Quelle an Inspiration. Mit jeder aufgetragenen Schicht seiner Collagen seziert er die Metropole, die ebenso El Dorado wie Gotham City ist, mit ihrer Verführung und Grausamkeit, Glanz und Gloria – und allem, was dazwischen liegt.

Waren in den letzten Jahren noch Prunk und Verfall, Aufstieg und Niedergang der Stadt seine Themen, schlägt AVone seit einiger Zeit deutlich zeitkritischere Töne an. Subtil webt er Verbots-, und Warnschilder in seine Tableaus ein, lässt hier und da die „alte Bekannte“ Police Departement um die Ecke kommen, den Träumer und Bürgerrechtler Martin Luther King posthum zur Fahndung ausrufen. Das Wort HUMAN wird ebenso lässig übersprayt wie der direkte Blick des Cover Girls. – Mit der Sensibilität eines Seismografen spürt der Pop Artist auch die kleinsten Erschütterungen und Risse im Fundament der amerikanischen Gesellschaft auf, den unterschwelligen Kampf darum, wer in ihr das Sagen hat.

Eine immer wieder zu diskutierende Frage, die in Zeiten, in denen der mächtigste Mann der Welt genüsslich alles niedertwittert, was gegen ihn spricht, an Brisanz gewonnen hat.

 

Radikal gut

Als scharfer Beobachter des Zeitgeschehens hat AVone die große Gabe, aus der unendlichen Zahl von Eindrücken, die er in New York findet, genau das herauszufiltern, was essenziell ist und gesagt werden muss. Im besten Sinne gleichgültig bedient er sich dabei den Licht- und Schattenseiten seiner Heimatstadt. Dabei gelingt es ihm meisterhaft, Künstlerisches und Politisches, Ästhetik und Tiefgang miteinander zu verknüpfen. Seine Bilder sind kritisch, ohne Bevormundung, und bedingungslos ehrlich, ohne sich dem Pessimismus hinzugeben.

„Something To Say“, die vierte Einzelausstellung der 30works Galerie mit AVone, ist damit mehr als eine Schau exzellenter Pop Art. Sie zeigt einen, der etwas zu sagen hat und dem es dabei virtuos gelingt, auch Widersprüchliches miteinander zu verschmelzen.

 

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