Mit „Stadt, Land, Fluss“ präsentiert Thomas Baumgärtel gesprayte Sehnsuchtsräume!
Urban Art-Pionier, weltbekannter Bananensprayer und Chronist von Zeit- und Kulturgeschichte: Thomas Baumgärtel zählt zu den bekanntesten Vertretern zeitgenössischer Kunst in Deutschland. Und zu den vielseitigsten.
Denn auch als Performance-Künstler und mit groß angelegten Installlationen erregte der Kölner nationales wie internationales Aufsehen; was nicht zuletzt seinem politischen Engagement geschuldet ist.
Mit „Stadt, Land, Fluss“ präsentiert Thomas Baumgärtel eine weitere, überraschende Facette seines Œuvres - und feiert in ungleich poetischen Bildwelten die Erhabenheit des urbanen wie naturlandschaftlichen Raums.
Dabei geht es dem Kölner weniger um die reine Ästhetik bekannter Sehenswürdigkeiten oder feudaler Landschaften, sondern vielmehr um ihre Affektivität und Mehrdimensionalität. „Es geht um die Weite und Tiefe von Städten und Landschaftsräumen, um Ursprung und Werdung, um Wandel und Konstanz. Und natürlich darum, inwiefern der Mensch sich diesen Räumen verbunden fühlt.“, sagt Thomas Baumgärtel.
Gesprayte Sehnsuchtsräume
Und so sind seine Porträts von Landmarks, Brücken, Wäldern und Gebirgszügen weniger vordergründige Ansichten kanonischer Stadt- und Naturphänomene als Projektionen von Sehnsuchtsräumen.
Das kulminiert in Werken, die ob ihrer stilistischen und perspektivischen Ausrichtung ganz unterschiedliche Wirkungen erzeugen. Mutet seine steile Eiffelturm-Ansicht in ihrer fotorealistischen Darstellung dominant, ja fast ein wenig einschüchternd an, so zeugen Baumgärtels Brückenbilder mit ihrer verwaschenen Optik und dem zarten Licht- und Schattenspiel von subtiler Elegie.
Dem Kölner Dom ringt er mit multicolorierten Detailfokussierungen furiose, wie gepixelt wirkende Verfremdungseffekte ab, die dem ikonischen Bauwerk eine gänzlich neue Konnotation verleihen.
Den Höhepunkt der Ausstellung bilden die eindringlichen, impressionistisch anmutenden Landschaftsporträts, die in Zusammenarbeit mit Thomas Baumgärtels langjährigem Künstlerfreund Harald Klemm entstanden. Und nun dem 20-jährigen Jubiläum einer so engen wie heutzutage selten gewordenen Künstlerkooperation entgegenblicken. Dafür greifen Baumgärtel und Klemm unter anderem auf das Prinzip der Rasterbilder zurück, das ihre Naturräume virtuos diffundiert und abstrahiert. Nicht fehlen darf Baumgärtels Bananenpointillismus, der hier auch eine Hommage an legendäre Genrevertreter wie Seurat und Signac darstellt. Klemms fein nuancierte Acryluntermalungen wiederum lassen Bäume, Kakteen und Meereswogen zu auratischen Bildprotagonisten reifen, die gleichsam über eine Persönlichkeit zu verfügen scheinen. Und dabei doch geheimnisvoll und diffus bleiben.
Gemeinsame Vision
„Zusammen ein Werk zu schaffen, in dem sich jeder wiederfindet und idealerweise die eigene Vision zu etwas Gemeinsamen verdichten kann, ist ein sehr intimer Prozess. Dazu gehört großes Vertrauen – in sich und den anderen.“, beschreibt Thomas Baumgärtel die Zusammenarbeit mit Harald Klemm.
Und so sind ihre gemeinsam erschaffenen Landschaftsräume auch ein Stück weit die Chronologie einer (Künstler)Freundschaft, in der es – wie auch in der Rezeption von Natur - um Ursprung und Werdung, Beständigkeit und Wandel sowie das richtige Maß von Verbundenheit und Distanzwahrung geht...
„Stadt, Land, Fluss“ markiert eine prägnante Station im Rahmen einer großen, internationalen Ausstellungsreihe von Thomas Baumgärtel in Museen, Kunsteinrichtungen und Galerien in 2019/2020. Parallel erscheint im Wienand Verlag ein Dekadenkatalog mit Highlights aus verschiedenen Werkzyklen von 2008-2018.
Die Laudatio auf Thomas Baumgärtel, der mit Harald Klemm anwesend sein wird, hält Dr. Ulrich Soénius von der IHK Köln.
Thomas Baumgärtel – Stadt, Land, Fluss @ 30works
Eröffnung: 24.05.2019, 19:30 Uhr
Laudatio: Dr. Ulrich Soénius
Ausstellung 25.05. bis 15.06.2019
Öffnungszeiten: Di - Sa 12-19 Uhr