Wie nähert man sich malerisch einem Medium, das weder Farbe noch Form hat?
Die Künstlerin Alex Heil (im Ausstellungsverlauf Umbenennung in Alex Krull) vermag in ihren hypnotischen Bildwelten dem Element Wasser nicht nur Körperlichkeit, sondern sogar ein Antlitz zu geben. Und es in seiner ganzen Flüchtigkeit geradezu haptisch erfahrbar zu machen.
In virtuosen Blaunuancen, versetzt mit Weiß, bannt sie die unwiederbringlichen Wellenbewegungen des Fluidums, verdichtet Lichteffekte zu fast surreal anmutenden Spiegelungen und zeigt authentische Strudel- und Blasenformationen in ihrer ganzen Transitorik und Vergänglichkeit.
Die Ästhetik des Moments
Ihre künstlerische Annäherung an das Element ist dabei nicht zuletzt einem sportlichen Impetus geschuldet; als passionierte Freizeitschwimmerin weiß Alex Heil um das „Verhalten“ und die „Reaktionen“ von Wasser, um die Erzeugung bestimmter Effekte, Transformationen und Reflexe. Die hält sie mit einer wasserdichten Kamera fest, wobei sie einzelne Szenen bis zu 15 mal ablichtet, um aus dieser Konzentration die Essenz des speziellen Moments zu extrahieren. „Ich habe die Idee eines bestimmten Motivs im Kopf und versuche es dann im Wasser zu evozieren und fotografisch festzuhalten. Das ist immer ein sehr spannender Moment - denn man weiß um die Willkür und Nicht-Wiederholbarkeit der Wasserdynamik.“, so Alex Heil.
Aus den Fotoskizzen, die sie im Nachgang auswertet, layert und digital überarbeitet, entstehen schließlich einzigartige Wasserchoreographien, die nun als Konzeptvorlage für die Übertragung auf Leinwand dienen.
Mit Ölfarbe erhebt Alex Heil das nasse Element dann zur gleichsam lebendigen Materie; doch auch wenn ihre Werke auf den ersten Blick fotorealistisch erscheinen, so folgen sie – ihrem motivischen „Protagonisten“ entsprechend – konsequent einem naturalistischen Ansatz. So bleiben Pinselduktus und Oberflächenstrukturen sichtbar, genauso wie die Intention eines explizit kompositorischen Schaffensprozesses.
Ebensowenig erhebt die Künstlerin einen Anspruch auf eine implizierte Symbolik ihrer Arbeiten. „Es geht mir um die reine Ästhetik des Moments, der immer exzeptionell und damit einzigartig ist.“ sagt Alex Heil. Stattdessen überlässt sie dem Betrachter die symbolische wie metaphorische Rezeption; und tritt in einem Akt höchster Künstlersouveränität die Deutungshoheit über ihre Bilder ganz bewusst ab.
Das Schwimmbad als Mikrokosmos
Der Sinnlichkeit von Wasser stellt sie die nüchterne, mitunter sterile Schwimmbadarchitektur gegenüber, die sich in Form von Kacheln, Metallstiegen und Chromhandläufen zeigt. Die Badeanstalt markiert einen Mikrokosmos, der hier sowohl als Antipode zur romantisierten Landschaft als auch zum gehypten urbanen Raum fungiert. Obschon es sich genau in eben diesem befindet, inszeniert Alex Heil das Schwimmbad nicht als Teil der städtischen Entität, sondern als autarke Institution, die so real wie auratisch erscheint.
Es ist genau dieser Kontrast aus der flüchtigen Nicht-Materialität von Wasser und kühler, haptisch erfahrbarer Geometrie von Becken und Schwimmhalle, der die klassische Badeanstalt in Alex Heils Bildwelten zu einem einzigartigen Ort erhebt.
Alex Krull „The Shape of Water “ @ 30works
Vernissage: 28.06.2019, 19:30 Uhr
Ausstellung: 29.06. – 06.07.2019
Öffnungszeiten: Di-Sa 12-18 Uhr