Können Gebilde aus Stein eine Seele haben? Und menschliche Stimmungen widerspiegeln? Die Bildwelten von Johanna Jakowlev legen genau diese Theorie nahe; mit ihren eindringlichen Porträts von Gebäudefragmenten, die bühnenbildgleich im offenen Raum arrangiert sind, kalibriert die Künstlerin das Genre der Architekturmalerei neu. Und vermag es damit Projektionsflächen voller Sehnsüchte und Hoffnungen zu erschaffen.
Die Konzentration auf angeschnittene Perspektiven, prägnante Licht- und Schattenspiele sowie gezielte Auslassungen kennzeichnen die Werke von Johanna Jakowlev und wirken in dieser bloßen Andeutung von Zeit und Raum der realen Welt entrückt. Es sind Fantasieorte, jeglicher genormten Maße enthoben, die somit keinen konkreten oder faktischen Parametern folgen, sondern vielmehr Stimmungen abbilden. Dabei bilden die Gebäudedetails mit ihren Winkeln und ihren streng linearen Strukturen einen gezielten Kontrast zu den organischen, ätherischen Wolkenformationen des Himmels, der über die Rhythmik der Farben und Formen am Bildgrund zu bestimmen scheint. Und sie so zu einem stimmigen Akkord formt, der seinen eigenen Formalien unterliegt.
Tatsächlich haben die Werke der an der Stuttgarter Akademie ausgebildeten Künstlerin dann auch etwas Lyrisch-Musikalisches; zumal ihnen jeglicher Narrationsgehalt abgeht und vielmehr der reine Gefühlsraum dominiert. Der zunächst von der Schöpferin gespiegelt wird, um dann vom Betrachter erkundet, bespielt und erlebt zu werden. Denn durch die offenen Dimensionen, das lediglich Angedeutete, lässt sich mental und emotional alles in diese Bilder hineinprojizieren.
Von einer dezenten, wenngleich signifikanten Farbigkeit geprägt, weisen die Bauten eine starke, in die Tiefe gehende Textur auf, die ihnen Charakter, ja Lebendigkeit verleiht. Als etwas von Menschen Gemachtes implizieren sie Spuren von Menschsein – und scheinen in ihrer Porträthaftigkeit gleichsam mit Persönlichkeit aufgeladen.
Das verdanken sie neben ihrer virtuosen Ausgestaltung auch der Tragfläche aus grobem Leinen, die von Johanna Jakowlev mit feinen Pinseln und in vielen Farbaufträgen bearbeitet wird, bis lasierende Schichten mit einer nahezu krossen Oberfläche entstehen.
Stilistisch erinnern Jakowlevs Gemälde an das Werk von Giorgio de Chirico, dessen Philosophie der metaphysischen Malerei sie rezitiert und weiterführt. Es geht um das Geistige, das Transzendente hinter dem Werk, nicht um das Motiv und Bild als solches. Doch auch mit bei den Romantikern um Caspar David Friedrich und William Turner nimmt sie Anleihen - was sich vor allem in den meisterhaft komponierten Himmelskörpern offenbart.
Elegant, anmutig und voller Poesie zeugen Johanna Jakowlevs Arbeiten von einer einzigartigen Strahlkraft, was sie selbst wie folgt beschreibt: „Ein Bild ist dann fertig, wenn der Akkord stimmt. Und wenn eine Welt aufgemacht ist, die so für sich stehen und klingen kann.“
Johanna Jakowlev lebt und arbeitet bei Heilbronn. Nach einem Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart ist sie seit 2007 als freie Künstlerin tätig. Ihre Werke wurden bereits mehrfach auf der ART Karlsruhe präsentiert sowie in renommierten deutschen Kunstvereinen, u.a. in Backnang, Landshut, Viernheim und Ludwigsburg gezeigt. Sie ist in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten. Im Museum im Kleihues-Bau/Kornwestheim waren 2014 ausgewählte Arbeiten von ihr im Rahmen einer Gruppenausstellung zu sehen.
Summer breeze, 30works, Köln (G)
Discovery Art Fair Köln, mit Sergei Moser
Johanna Jakowlev & Herrmann Frauenknecht, Kunst Herrmann, Neumarkt i. O.
NACHT 1 Kunstverein Backnang (G)
Uli Gsell und Johanna Jakowlev. Galerie Ruppert, Birkweiler
S(ch)ichtwechsel, mit Sergei Moser, Kunstverein Backnang (Katalog)
Discovery Art Fair Köln mit Galerie Ruppert (One Artist Show)
ART Karlsruhe mit Schacher – Raum für Kunst
25 25 25, Agentur Sympra, Stuttgart (G)
Ortsfremde, mit B. Horn, Schacher – Raum für Kunst, Stuttgart (Einzelausstellung)
Kulturverein Zehnscheuer Rottenburg a. N. , mit H. Fehse und C. Dewor (G)
Galerie Ruppert, mit U. Gsell, Birkweiler (E)
Fabelhaft, Kunstverein Landshut (G)
ART Karlsruhe mit Schacher – Raum für Kunst
Freiräume, mit M. Leuze, Schacher – Raum für Kunst, Stuttgart (Einzelausstellung)
Ein Traum von einer Stadt, Architekturschaufenster Karlsruhe (G)
Bodybuildings, Sympra Stuttgart (G)
Museum im Kleihuesbau, Kornwestheim (G), (Katalog)
Zwischenräume, mit M. Dittrich, Schacher – Raum für Kunst, Stuttgart (Einzelausstellung)
ART Karlsruhe mit Schacher – Raum für Kunst, Stuttgart
Bauwelten, Galerie Sonnenberg, Stuttgart (G), (Katalog)
Gesichtsverlust, Kunstverein Viernheim (G), (Katalog)
Stadtlandfluss, Werkstadthaus Stuttgart (Einzelausstellung)
Weitblick und Hindernisse, Galerie im Bürgerhaus Sulzfeld (Einzelausstellung)
Blickwechsel, mit M. Thompson, Schacher – Raum für Kunst, Stuttgart (Einzelausstellung)
And now for something..., Galerie Z, Stuttgart (G)
Brückenschlag, Galerie der Stadt Herrenberg (Einzelausstellung)
ART Karlsruhe mit Galerie Z, Stuttgart
Unterstrom, Galerie Z, Stuttgart (G)
Seitenfenster, Kunstverein Ludwigsburg (Einzelausstellung), (Katalog)